Ich habe den Besenwagen immer noch im Nacken, als Stefan
mir anbietet ein Foto vom mir zu schießen. Ach ja, soll halt der
Besenwagen etwas warten. So posiere ich dann noch fürs Fotoalbum. |
Zur Abwechslung lass ich mich mal selbst ablichten |
Während Stefan nun davonrennt, treffe ich Sigrid
Eichner. Sigrid hat seit einer Operation Probleme schneller im
Flachen laufen zu können. Daher gebe ich erst einmal die rote Laterne an sie ab.
Später wird sie jedoch noch einige Läufer überholen, da sie an den
zahlreichen Steilpassagen der Strecke weniger Probleme hat. Am Hang ist
sie dagegen recht
flott unterwegs. Sigrid wird später sogar noch Erste der Altersklasse
F60. Aber der Altersklassensieg ist weniger erwähnenswert, als vielmehr
die Tatsache, dass sie heute bereits ihren 1117. Marathon läuft. Nein, ich
habe mich nicht verschrieben. Es ist nicht ihr 117. sondern ihr 1117.
Marathon!
Damit ist sie übrigens die Frau, die bisher die meisten Marathons gelaufen
ist. Von dem Führenden der Männern Horst Preisler mit etwa 1400
Marathons ist sie gar nicht so weit entfernt. Sigrid ist aber nicht nur eine gute
Läuferin, die in früheren Tagen Marathons schon mal um die 3:20 lief,
sondern auch eine vielseitige Sportlerin. Sie schwimmt gerne, macht lange
Radtouren und ist ausgebildete Skilanglauflehrerin. Wenn sie in ihrer
Heimatstadt Berlin ist, schwimmt sie übrigens jeden Morgen 2000 Meter. Das
ist mehr als so mancher "Coachpotatoe" am Stück laufen kann! |
Sigrid fallen Flachabschnitte wegen einer alten Verletzung schwer. Bei
den Beraufpassagen wird sie aufblühen und mit einer Endzeit von 8:18:45
Erste ihrer Altersklasse F60 werden. |
Ja, liebe Läufer, lasst Euch mal bei einem Bergmarathon
Zeit! Hier hinten lernt man die interessantesten Leute kennen.
Ziemlich entgeistert gucken uns die Passanten in der Fußgängerzone von
Chur an. Kaum einer scheint an diesem sonnigen Samstagmorgen beim frühen
Einkaufsbummel viel mit uns Trägern von Startnummern anfangen zu können.
Derweil lächle ich dem Marathonfotografen am Streckenrand ins Gesicht und
mach - "tit for tat" - von ihm ein Foto, weil's halt gar so schön ist.
Später werde ich es ihm dann per E-Mail zusenden. Da freut er sich
bestimmt! |
Der erste Kilometer führt durch die Altstadt von Chur |
Durch ein Tor verlassen wir die Churer Altstadt. Ich
passiere knapp 10 Minuten nach dem Startschuss Kilometer 1. Obwohl ich nun schon
drei Minuten hinter meinem Zeitplan liege, versetzt mich das nicht in
Panik, denn kommt Zeit, kommt Rat. Nein, der Spruch ist eigentlich
Blödsinn, aber ich weiß, dass ja noch ein paar Anstiege kommen. Da kann
ich dann durchaus noch die eine oder andere Laufminute wieder gut machen. |
Durch dieses Tor verlassen wir die Altstadt |
Kilometer 2 und 3 sind aber erst einmal flach. Neben
einem Bach führt uns eine Straße mit 2-3 % Steigung leicht bergan.
Was sehe ich denn da vor mir? So was habe ich seit den
100 km von Biel und dem
Waffenlauf in Frauenfeld nicht mehr
gesehen. Da marschieren doch glatt zwei ganz Harte mit Kampfanzug und Kampfstiefeln
mit mehr als prall gefüllten Rücksäcken, die locker an die 15
kg oder mehr wiegen. Den beiden läuft bei der heutigen Hitze ja jetzt schon der
Schweiß in Strömen herunter. Es sind zwei Briten, wie es sich
herausstellt, als ich sie anspreche. Leider mussten beide dann doch wegen
der Hitze und der wohl von ihnen nicht ganz erwarteten Anstiege ein gutes
Stück später aussteigen. |
Diese beiden Briten marschieren im Kampfanzug und vollem Rucksack mit. |
Ich verlasse die beiden und setze zu einen kleinen
Zwischensprint an, um meinen Zeitplan mit einer Endzeit von 7:00 - X doch
nicht zu sehr in Mitleidenschaft zu bringen. Dabei hole ich einen Läufer
mit Marathon des Sables -
Cappie ein. " Na, Du musst Dich bei den heutigen Temperaturen aber wohl
fühlen!" Er nickt und so ergibt sich eine kleine Diskussion. Ich
schildere ihm meine Abneigung gegenüber Marathons, wo die Außentemperatur
10 Grad überschreitet. Er schwärmt dagegen von Lufttemperaturen über 40 Grad. |
Dieser Läufer lief schon beim
Marathon des Sables mit.
Bei der heutigen Hitze fühlt er sich sichtlich wohl. |
Da er mir diesen sonnigen Abschnitt zu sehr genießt,
verabschiede ich mich von ihm und sprinte der Kühle des Waldes entgegen, der
hinter Kilometer drei folgen wird.
Für den Flachlandläufer ist scharf hinter Kilometer
drei Schluss mit lustig, da es ab da steil bergauf geht. Wir "Bergauf
- Liebhaber" blühen hier aber auf. Wie ein übermütiges Rennpferd bocke ich
und setze mal zu einem kleinen Zwischensprint an und lass mir dann auch
wieder etwas Zeit, da ich ja nicht einmal "Klein - Jonathan" bin. |
Nach Kilometer 3 geht es erstmals längere Zeit steil bergauf |
Erste Verpflegungsstelle nach 4,6 km |
Hinter der ersten Verpflegungsstelle geht es besonders
steil bergauf. Dabei kann ich weitere Mitstreiter überholen, während ich
zwischendurch den Fotoapparat zücke. |
Dahinter freuen sich die waschechten Bergläufer, da es so richtig steil
bergauf geht |
Es ist zwar steil, aber dafür ist es in diesem Waldstück noch schön
schattig. Später wird sich das leider noch ändern! |
Ab und zu verlassen wir den Wald, und es eröffnen sich
sich Ausblicke zum nun schon etliche Kilometer entfernt und weit unter uns
liegende Chur. |
In der Ferne schon weit unter uns: Chur |
Im nächsten Waldstück hole ich Hanspeter ein. Ich
wechsle in den Wanderschritt und wir unterhalten uns gut. |
Fröhlicher "Wandertag" |
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