Die Wand von Lauterbrunnen (795m) nach Wengen (1284 m)
Vor der Wand versorge ich mich nochmals ausgiebig mit
Speis und Trank und lasse mir dabei auch viel Zeit. Jetzt heißt es Atem
fassen vor der wohl größten Herausforderung auf der ganzen Strecke. Auf
den nächsten 2 Kilometern sind über 400 Höhenmeter zu überwinden, was
einen durchschnittlichen Anstieg von über 20 % bedeutet. Das ganze wäre an
sich schon schlimm genug, aber da wir auf den zurück liegenden 25,5 km mit
gerade mal knapp 300 Höhenmetern nur so was wie einen Laufrhythmus im
Flachlandlauf gefunden haben, tut sich der Körper hier sehr oft schwer den
neuen ganz anders gearteten Rhythmus zu finden. Wer nun zu schnell in die
Wand reinläuft oder auch nur reingeht, läuft förmlich gegen eine
Betonwand. Ich meine ich habe eine befriedigende Lösung
dagegen gefunden und die heißt: Die ersten 5 Minuten die Wand ganz
behutsam angehen. Das mache ich auch dieses Mal wieder. Letztes Jahr bin
ich dabei ganz gemütlich hoch marschiert, heute laufe ich dagegen in ganz
winzigen Schritten hoch, was mich weniger als das Gehen anstrengt. |
Gaby fotografiert vom Zug aus den Beginn der Wand |
Die ersten paar Meter geht es noch mit moderater Steigung hoch ... |
Anfangs von Gehern belächelt, die mich
"Schneckenläufer" zügig gehend überholen, überhole ich nun viele selbst in
dem schlimmsten Steigungen in Minischritten laufend mit einem Lächeln auf
den Lippen, die einem
Ulrich Strunz volle Ehre machen würden. |
.. bevor es mit locker 25 % Steigung so richtig zur Sache geht! |
Trotzdem bin ich froh, als wir endlich den Bergwald
erreichen, da ich wenigstens bei der brutalen Steigung nicht noch von
herunterbrennenden Sonnenstrahlen geplagt werden möchte. Besonders freue
mich aber, dass wir an fast jeder Kehre durch Kuhglocken läutende
Zuschauer angefeuert werden. Das gibt der ermüdeten Bergläuferwade den
nötigen Antrieb es wenigstens bis zur nächsten der endlosen Kehren zu
schaffen, wo dann wieder die nächste Anfeuerung folgt. |
An fast jeder Kehre werden wir mit Kuhglocken angefeuert |
Je höher wir kommen desto schöner und dramatischer
werden die Ausblicke ins unter uns liegende Tal und passend dazu kommt mir
wieder Goethes Gedicht von dem Gesang der Wassergeister in den Sinn: "Des
Menschen Seele gleicht dem Wasser: Vom Himmel kommt es, Zum Himmel steigt
es ..." |
Die Anstrengungen werden durch einen immer schöneren Ausblick belohnt.
Leider haben die wenigsten der Läufer noch einen Blick dafür! |
Hier überqueren wir die Schiene der
Wengener Zahnradbahn
auf einer steilen Brücke. |
Die Kilometermarkierungen kommen nun im 250 -
Metertakt. Das Frustrierende dabei ist, dass diese auch nicht recht
schneller als die Einkilometermarkierungen zuvor kommen. Brauchte ich für
meinen schnellsten Kilometer 24 noch 4 Minuten und 49 Sekunden, sind es
bei Kilometer 27 sage und schreibe 14 Minuten und 14 Sekunden. Diese 14
Minuten sind dabei gar nicht so schlecht, weil manche hier wohl sogar an
die 20 Minuten brauchen. Bei den schlimmsten 250 Meterpassagen liege ich
sogar bei über 4 Minuten. |
Seit der Wand ist alle 250 Meter eine Kilometermarkierung zu sehen.
Leider sieht man diese nicht recht viel schneller als die
Kilometermarkierungen zuvor. |
Die Wand will einfach nicht enden |
Dieser Italiener läuft hier nicht das erste Mal hoch |
Erst hinter Kilometer 28 wird es deutlich besser, da
dort wieder flachere Passagen folgen. Dafür verlassen wir den Wald und
sind nun wieder der Sonne ausgesetzt, die mir als nicht hitzeresistenter
Läufer doch etwas zusetzt. |
Hinter Kilometer 28 wird es etwas flacher, aber die Strecke steigt
ständig weiter an |
Wir haben den Bergwald verlassen und laufen nun durch eine grüne
Almlandschaft |
Die Sonne hat aber auch ihre gute Seiten. Bei diesen
klaren Sichtverhältnissen haben wir einen unbeschreiblichen Ausblick auf
die um uns liegende Bergwelt. Das ist einfach ein Berglauftraum! |
Almlandschaft zwischen Wengwald und Wengen |
Auf dem sonnigen Weg nach Wengen |
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