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      | Maratona alla Romana - Eindrücke vom Rom Marathon 2006Unica, Veloce, Percorrendo la storia – einzigartig, schnell, die 
      Geschichte durchlaufend. Mit diesen Worten locken die Veranstalter des 
      Rom-Marathon in den Medien Läufer aus aller Welt zu Italiens größter 
      Laufveranstaltung. Mit Erfolg: Das Starterlimit von 12.000 Läufern im 
      Rahmen der zwölften Austragung ist Wochen vor dem Starttermin erreicht. 
      Teilnehmer aus 73 Ländern lassen den Anteil der Nichtitaliener über die 40 
      Prozent-Marke steigen und machen den
      Maratona della Citta di Roma, 
      wie der Lauf offiziell heißt, zu einem wirklich internationalen Event. 
 Dass die werbenden Worte keine bloßen Phrasen sind, macht schon die Wahl 
      des Start- bzw. Zielgeländes deutlich: Die breite Via dei Fori Imperiali 
      im Herzen des antiken Rom, direkt neben den Stätten des
      Forum Romanum und 
      zu Füßen des berühmtesten aller Amphitheater, des
      Kolosseum, bietet 
      eine überaus beeindruckende Kulisse.
 
 Gleich einem Lindwurm windet sich der Läuferstrom in den Morgenstunden des 
      26. März 2006 vom Ausgang der U-Bahn-Station „Coliseo“ um das Theater 
      herum, hin zu den unterhalb des
      Palatin 
      aufgereihten, für die Gepäckabgabe bereitgestellten Bussen. Die Stimmung 
      ist trotz des Andrangs entspannt. Vielleicht trägt dazu auch das 
      idyllische Szenerie - denn neben den historischen Relikten umgibt uns die 
      pure Natur. Die intensive, warme Morgensonne lässt das dichte Grün auf dem 
      Palatin erstrahlen, verursacht mir aber gleichzeitig ein mulmiges Gefühl, 
      wenn ich daran denke, wie warm es in den nächsten Stunden werden könnte. 
      Auch der weitere Check-In zum Marathon-Start ist gut organisiert: Am 
      antiken Triumphbogen Kaiser Konstantins vorbei erreicht die Karawane die 
      durch hohe Gitter abgegrenzten Zugangswege zu den vier Startblocks. Ein 
      wenig komme ich mir vor wie ein Raubtier auf dem Weg in die Manege. In den 
      Startblocks sorgen vor allem die italienischen Läufer, unterstützt von 
      einem die Menge lautstark anheizenden Moderator, für Stimmung.
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      | Um Punkt 9.15 Uhr ist es so weit: Aus Tausenden von Kehlen erschallt der 
      Countdown für die letzten 10 Sekunden, ehe sich die euphorisierte 
      Menschenmenge mit einem finalen Jubelschrei auf die Strecke stürzt. 
 Gleich die Einlaufphase bietet „Sightseeing kompakt“: Vorbei zieht der 
      Läuferstrom an den Kaiserforen zur riesigen
      
      Piazza Venezia mit dem leuchtend weißen Monumentaldenkmal des ersten 
      italienischen Königs Vittorio Emmanuele II. Nur Augenblicke später folgt 
      schon der Kapitolshügel. Die berühmte Freitreppe hinauf zur Piazza di 
      Campidoglio mit dem Senatoren- und Konservatorenpalast müssen wir zum 
      Glück nicht erklimmen. Wir passieren das Halbrund des Marcellus-Theaters 
      und das Areal des 
      Circus Maximus. Nur erahnen lassen die spärlichen Reste die Ausmaße 
      der einst größten Rennbahn der Antike. Um so dichter drängen sich die 
      antiken Hinterlassenschaften auf dem Palatin. Erfreut stelle ich fest, 
      dass die legendären sieben Hügel Alt-Roms keine wesentliche Auswirkung auf 
      das Profil der Strecke haben, auch das abgeschliffene Kopfsteinpflaster 
      ist kein echtes Problem. Ein gewisses Handicap ist allerdings das auf den 
      ersten Kilometern beträchtliche Gedränge auf der Strecke, das mich erst 
      langsam meinen Laufrhythmus finden lässt. Allerdings: Ein wenig selbst 
      schuld bin ich auch, da ich mich erst kurz vor dem Start in meinen 
      Startblock eingereiht habe.
 
 Bei KM 4 ist der Tiber erreicht. Ruhig dahinfließend begleitet er die 
      Läufer über mehr als ein Drittel der Marathondistanz. Wunderschön ist der 
      Blick von der Uferstraße, dem „Lungotevere“, auf die Palazzi entlang des 
      Stroms. Imposant ragen, von der Morgensonne farblich verstärkt, die roten 
      Festungsmauern des Castel Sant’ Angelo, der Engelsburg, und gleich nebenan 
      der Justizpalast hervor. Bei KM 8 ist Seitenwechsel angesagt. Über die 
      Ponte Cavour queren wir den Fluss und gleich danach die symmetrisch 
      begrünte Piazza Cavour mit ihren turmhohen Palmen.
 
 Ein weiterer Streckenhöhepunkt zeichnet sich wenig später am Horizont ab: 
      Über die breite Via della Conciliazione, die Straße der Versöhnung, laufen 
      wir direkt dem zentralen Aufmarschplatz für Katholiken aus aller Welt, dem
      Petersplatz 
      entgegen. Beeindruckend sind die Dimensionen des Platzes und der dahinter 
      aufragenden Kuppel des 
      Domes San Pietro. Auf den Platz selbst gelangen wir jedoch nicht: 
      Unmittelbar vor den Kolonnaden, deren Säulenreihen den Platz von zwei 
      Seiten umschließen, knickt die Strecke nach rechts ab und es bleibt nur 
      noch der Blick auf die hohen Festungsmauern des
      Vatikan. Für einen 
      Moment irritiert mich das mehrere hundert Meter lange Menschenband entlang 
      der Mauern, das so völlig teilnahmslos den Läuferstrom an sich 
      vorbeiziehen lässt. Dann wird mir klar: Diese Menschenschlange wartet vor 
      dem Eingang zu den Vatikanischen Museen und ich denke mir nur – ein Glück, 
      dass ich laufen „darf“.
 
 In einer weiten Schleife führt die Strecke, meist entlang des Tiber, 
      hinaus in die nördlichen Außenbezirke. Der Fluss lenkt ein wenig von der 
      zunehmend monotonen Vorstadtbebauung und davon ab, dass die Straße - 
      darunter auch ein Stück Schnellstraße - nur halbseitig für die Läufer 
      gesperrt ist. Erst bei KM 18 wird der Tiber wieder überquert. Nach dem 
      Straßenlärm der sich auf der Tiberbrücke stauenden Autos richtig wohltuend 
      ist die Ruhe der dichten Natur, die uns zunächst auf dem Rückweg Richtung 
      Innenstadt erwartet.
 
 Aber dieser Kontrast hat durchaus seine positive Seite: Denn umso 
      spannender ist das, was die Läufer ab KM 25 erleben dürfen. Hier verlässt 
      die Strecke das Tiberufer und taucht ein in die Altstadt. Permanenter 
      Richtungswechsel ist im Labyrinth der schmalen Gassen und verträumten 
      Piazzas angesagt. Schlagartig ändern sich die Szenerien, wechseln Licht 
      und Schatten. Im Laufschritt geht es über einen der schönsten Plätze Roms, 
      die langgezogene Piazza Navona mit ihren zahllosen Straßencafes. Nur für 
      einen kurzen Augenblick tauchen weitere Highlights wie die
      Piazza di Spagna
      mit den Spanischen Treppen und die
      Fontana di Trevi
      auf, deren Brunnenanlage einer überladenen Opernbühne gleicht. Mehr 
      Zeit bleibt für die Piazza del Popolo, deren zentraler, 25 Meter hoher 
      Obelisk fast ganz zu umrunden ist.
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      | Menschenmassen drängen sich vor allem an den bekannten Highlights der 
      Innenstadt. Aber es sind primär Kulturtouristen, die zufällig Zaungäste 
      des Laufs werden; nur ein relativ kleiner Teil der Zuschauer ist 
      tatsächlich laufinteressiert. So sind echte Stimmungsnester auf der 
      gesamten Laufstrecke äußerst rar gesät. Die Römer selbst beobachten das 
      Treiben zu meinem Erstaunen zumeist distanziert. Emotionen kommen nur dann 
      auf, wenn ein Mitglied des jeweiligen Familienclans ins Blickfeld kommt. 
      Dann kann es schon mal passieren, dass eine verzückte Mama ins Läuferfeld 
      stürzt, um ihren „Helden“ an die Brust zu drücken. Auch die musikalischen Darbietungen entlang der Strecke sind nicht gerade 
      hitverdächtigt: Höhepunkt sind noch die vereinzelten uniformierten 
      Kapellen, deren etwas steife Blasmusik allerdings auch nicht so recht 
      einen Motivationsschub zu erzeugen vermag.
 
 Bei KM 32 ist wieder die Piazza Venezia erreicht. Noch einmal folgt die 
      Strecke der bereits nach dem Start durchlaufenen Kulturmeile bis zum 
      Circus Maximus. Der nachfolgende Streckenabschnitt mag Tempoläufer 
      erfreuen, dürfte aber nicht unbedingt die Masse der bereits angeschlagenen 
      Breitensportler ansprechen: Denn schnurgerade zieht sich der Kurs, 
      insbesondere entlang der Via Ostiense, über Kilometer in den Süden, um 
      nach Umrundung der
      Basilica di 
      San Paolo ebenso schnurgerade auf der anderen Straßenseite 
      zurückzuführen. Sieht man von der Cestius-Pyramide und dem Stadttor Porta 
      San Paolo ab, sind optische Höhepunkte auf dieser Pendelstrecke eher 
      Mangelware. Allerdings hat man die Gelegenheit, die entgegenkommenden 
      schnelleren bzw. nach der Wendemarke langsameren Läufer und deren 
      physischen Zustand eingehend zu studieren und sich damit abzulenken. Auch 
      hat man auf dem Rückweg die Gewissheit, dass es nun geradewegs in Richtung 
      Ziel geht. Eine letzte knackige Steigung vor dem Kolosseum, dann ist es 
      geschafft. Großartig ist der Einlauf über die Via dei Fori Imperiali ins 
      Ziel.
 
 Sofort nach dem Zieleinlauf werden die Ankömmlinge in goldglänzende 
      Wärmefolien gehüllt. Auch wenn angesichts Sonnenschein und Temperaturen 
      von 20 Grad C nicht gerade die Gefahr der Auskühlung besteht, so ist der 
      Anblick von Heerscharen golden gewandeter Läufer wahrlich blendend. 
      Kunstvoll und eigenwillig gestaltet ist die Medaille, die die Finisher 
      umgehängt bekommen - ein echtes Schmuckstück für die Medaillensammlung. 
      Wie auch schon an den Versorgungsstellen entlang der Strecke funktioniert 
      die Zielversorgung mit Getränken und Obst reibungslos und ohne Warten.
 
 Nur kurz halte ich mich in dem für die Läufer abgesperrten 
      Versorgungsareal auf. Viel schöner ist es, den Einlauf der weiteren Läufer 
      vom Streckenrand aus zu beobachten.
 FazitSo kann ich ganz entspannt, im Schatten einer Zypresse auf der Wiese 
      liegend, den Blick auf Kolosseum und Palatin genießend, mein Fazit ziehen: 
      Gäbe es eine Krone für den schönsten Stadtmarathon – der Marathon in Rom 
      wäre ohne Zweifel einer der heißesten Anwärter. Auch die Organisation 
      verdient großes Lob. Und zumindest ich meine, dass man in Rom trotz der 
      vielen Kurven durchaus eine flotte Zeit erzielen kann. Nur eines kann Rom 
      leider nicht bieten: Echte Stimmung an der Strecke, ein mitreißendes 
      Publikum. Nichtsdestotrotz: Schon wegen der wundervollen Stadt selbst ist 
      Rom als Marathonziel etwas ganz Besonderes.  |  
      | LinksWebsite des Veranstalters 
      des Rom - Marathons |  
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